
Banking on Success — Episode 6: Marianne Heiß über Kultur, Innovation und resiliente Führung
In der sechsten Folge von Banking on Success sprechen die Gastgeber:innen Elitza Kavrakova und Daniel Rath mit Marianne Heiß, die ehemalige Geschäftsführerin und Finanzvorständin der BBDO Group Germany. Heute sitzt sie in den Aufsichtsräten der Audi AG, Porsche SE, Palfinger AG und Paysafe Limited, gehört dem Beirat von Ritter Sport an und ist Ehrenbeauftragte für Philanthropie und Partnerschaften bei UNICEF Österreich. Das Gespräch umfasst ihre branchenübergreifende Expertise und ihr Engagement, die Geschäftswelt zum Besseren zu verändern.
Zusammenarbeit ist der Schlüssel zum Erfolg
Omnicom, die Muttergesellschaft von BBDO, ist ein börsennotiertes US-Unternehmen, das weltweit zahlreiche Branchen bedient — genau das, wonach Heiß bei einem Arbeitgeber gesucht hat. Die Möglichkeit, verschiedene Industrien kennenzulernen, hat ihre Laufbahn und ihr Verständnis des europäischen Marktes geprägt. Deshalb setzt sie sich für die Zusammenarbeit über Branchen und Länder hinweg ein. Nur im Miteinander lassen sich unsere gemeinsamen Herausforderungen meistern.
Heiß bringt es auf den Punkt: „Europa investiert zu wenig, vernachlässigt Innovation und leidet unter unnötiger Bürokratie.“ Mehr Zusammenarbeit innerhalb der EU und über Grenzen hinweg könnte Europas Attraktivität erhöhen. Außerdem plädiert Heiß für eine Kapitalmarktunion, den Abbau von Bürokratie sowie gezielte Investitionen in Bildung und Innovation, um das Wachstum zu fördern und Talente anzuziehen.
Durch ihr Engagement in unterschiedlichen Unternehmen lernt Heiß verschiedene Strategien kennen, um auf Marktveränderungen zu reagieren. Unabhängig von Markt oder Branche erkennt sie gemeinsame Möglichkeiten, die jedes Unternehmen nutzen kann: Branding und Produktentwicklung. Der Weltmarkt bevorzugt starke Marken mit innovativen Produkten und einem kundenzentrierten Ansatz.
Warum Vielfalt auf der Managementebene wichtig ist
Marianne Heiß ist nicht nur eine gefragte Aufsichtsrätin, sondern auch Autorin. In ihrem Buch „Yes she can: Die Zukunft des Managements ist weiblich“ setzt sie sich mit dem Mangel an Frauen in Führungspositionen und den gesamtgesellschaftlichen Folgen auseinander. „Ich bin fest überzeugt, dass Frauen ein wesentlicher Faktor für unsere Wirtschaft und unseren gesellschaftlichen Wohlstand sind“, betont sie im Gespräch. Zwar liegt die Verantwortung für mehr Unterstützung bei den Unternehmen und der Politik, doch ermutigt Heiß Frauen, ihre Karriere weiterzuentwickeln, während sie eine Familie gründen. Wer als Mutter Führungskraft werden will, muss die eigene Komfortzone verlassen.

Transformation und Krisen
Unsere sich ständig wandelnde Welt ermüdet Menschen und Organisationen schnell. In einem solchen Umfeld ist eine Innovationskultur entscheidend — eine Geschäftsstrategie allein kann mit dem Tempo der Veränderungen nicht mithalten. Organisationen brauchen agile Kulturen, die kontinuierliche Innovation ermöglichen und Mitarbeitende vor Wandelmüdigkeit schützen.
Volatile Zeiten bringen zwangsläufig Krisen mit sich — auch Heiß hat einige davon erlebt. Vom Enron-Skandal über die Eurokrise bis zur Pandemie: Ihre Resilienz half ihr, diese herausfordernden Situationen zu meistern. Ihr Rat: Risiken anerkennen, Chancen in den Fokus rücken und die eigene Resilienz stärken.
Eine Befürworterin des positiven Wandels
Börsennotierte Unternehmen müssen über ESG berichten, doch Stakeholder erwarten mehr als bloße Compliance. Auch für nicht börsennotierte Organisationen bietet Nachhaltigkeit die Chance, sich vom Wettbewerb zu differenzieren. Deshalb sieht Heiß Nachhaltigkeit nicht als Zusatz, sondern als zentrales Element einer erfolgreichen Strategie und Unternehmenskultur.
Als Ehrenbeauftragte von UNICEF setzt sich Heiß dafür ein, Positives zu bewirken. Ihr Motto? Jeden Tag eine gute Tat — eine Tugend, die sie sich von vielen wünschen würde. Jede Person und jede Organisation muss ihren Beitrag leisten: Nur durch Verantwortung gelangen wir als Gesellschaft zu einer nachhaltigen Zukunft.
Ratschläge für Berufseinsteiger:innen
Jeder Mensch hat eine eigene Bestimmung, an der sich alle Entscheidungen orientieren sollten. Für Heiß war ein aktives Leben fernab vom „Standby-Modus“ immer das Ziel. Sie hat ihren Weg verfolgt — auch wenn das bedeutete, die Komfortzone zu verlassen oder Nachteile in Kauf zu nehmen. Jede:r ist selbst verantwortlich und muss abwägen, ob sich diese Schritte lohnen. Gleichzeitig betont Heiß aber, dass Selbstfürsorge trotz aller Ambitionen nicht zu kurz kommen darf: „Kümmere dich um dich selbst und sei freundlich zu dir.“

Abschließende Worte
Weil sie mehr erreicht hat, als sie je erträumt hätte, hat sie keine persönlichen Wünsche mehr. Stattdessen richtet Heiß ihren Blick auf die Welt: Sie hofft auf Frieden, eine stärkere Gemeinschaft und mehr Zusammenarbeit. Auf der Weltbühne fehlen derzeit insbesondere Respekt, Toleranz und ein gemeinsames Ziel. Marianne Heiß erinnert uns: „Wir sitzen alle im selben Boot.“
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