Unter dem Motto „Economy meets politics—Strengthening the European Voice“ fand das 22. Vienna Economic Forum in der RBI statt
Führungspersönlichkeiten aus Politik, Industrie und Finanzwesen diskutierten, wie Europa seine Wettbewerbsfähigkeit sichern und zugleich den Übergang zu einem sicheren und nachhaltigen Wirtschaftsraum vorantreiben kann.
RBI CEO Johann Strobl eröffnete die Veranstaltung mit einem klaren Appell, der die Diskussion prägte: „Make connections happen“. Trotz aller Herausforderungen, so Strobl, sei es entscheidend, Europa, die europäische Kultur und den europäischen Markt zu stärken und Wachstum zu fördern.
In dem drauffolgenden Panel „Strategic Impacts on the European Energy Economy”, moderiert von Harald Kröger, Group Head Structured Finance and Investment Banking der RBI, diskutierten folgende Experten:
- Dr. Severin Gruber, Generalsekretär, Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus (Österreich)
- Ivo Prokopiev, CEO, Renalfa IPP GmbH
- Manuel Mahler Hutter, CEO, Wien Energie International GmbH
- Konstantin Ivanov, Global Head of Energy M&A, RBI
Europas Energiegleichung: Sicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit
Dr. Severin Gruber betonte, dass Europa die Balance zwischen Energiesicherheit, Dekarbonisierung und Bezahlbarkeit halten müsse – ein „Energie-Dilemma“, das durch globale geopolitische Verschiebungen noch komplexer werde. Wettbewerbsfähigkeit müsse dabei im Zentrum von Europas Strategie stehen, nicht nur für wirtschaftliche Stärke, sondern auch für strategische Autonomie.
Ein zentrales Diskussionsthema im Panel war der „große rote Elefant im Raum“: China. Für Europa stellt sich die Frage, ob die Energiewende mit Hilfe chinesischer Technologien beschleunigt werden soll oder ob zunächst der Aufbau einer eigenen wettbewerbsfähigen Erneuerbaren-Industrie Priorität haben sollte – bei gleichzeitiger Notwendigkeit, die Kosten deutlich zu senken. Beide Wege bergen Chancen und Risiken, und die Politik muss das richtige Gleichgewicht finden.
In diesem Kontext bleibt die RBI-Niederlassung in Peking ein wertvoller Vorteil, da sie Investoren, Zulieferer und Partner mit Einblicken in den chinesischen Markt unterstützt.
Realität der Industrie: Netzausbau, Marktintegration und regionales Wachstum
Aus operativer Perspektive betonte Manuel Mahler-Hutter, dass „Netzinfrastruktur und der Binnenmarkt in Europa entscheidend sind.“
Er erklärt, warum Wien Energie International nach Osten expandiert, und hob hervor, dass ihre Erfahrungen in Südosteuropa „durchweg sehr positiv“ gewesen seien.Zudem unterstrich er die strategische Bedeutung der EU-Erweiterung auf dem Westbalkan für das Energiesystem, da sie die notwendige regulatorische Angleichung und den Netzausbau ermögliche, um Europas Gesamtresilienz zu stärken.
Die Energiepreise, so Mahler-Hutter, bleiben ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit – stabile und bezahlbare Preise hängen von modernen Netzen, integrierten Märkten und unterstützender Regulierung ab.
Investment-Perspektive: Was Kapital und Vertrauen antreibt
Aus Sicht von Investitionen und Transaktionen betonte Konstantin Ivanov, dass Europa die Attraktivität von Energieinvestitionen durch vorhersehbare Regulierung, harmonisierte europäische Regeln und Förderprogramme mit langfristiger Planungssicherheit erhöhen muss.
Für internationale Investoren sei die Botschaft eindeutig: Ein harmonisierter europäischer Rechtsrahmen ist entscheidend, um großvolumiges Kapital für erneuerbare Energien, Netze und Speichertechnologien freizusetzen.
Ivanov wies darauf hin, dass Rumänien und Bulgarien seit vielen Jahren erfolgreich Investoren anziehen und dass dieser Trend anhalten wird. Das Interesse erstreckt sich nun zunehmend auf den Westbalkan – darunter Serbien und Albanien – unterstützt durch wachsende politische Stabilität und klarere Energiepläne.
Vor allem zukünftige Rechenzentren werden die Stromnachfrage erheblich verändern, insbesondere in Polen und Rumänien. Dies sollte in der weiteren Planung berücksichtigt werden.
Führung im Privatsektor: Erneuerbare Energien, Speicherlösungen und neue Energieökonomie
Aus unternehmerischer Sicht unterstrich Ivo Prokopiev Europas strategische Ausrichtung: „Erneuerbare Energien sind die einzige nachhaltige, wirtschaftliche und langfristig verfügbare Energieform für Europa.“
Er betonte, dass moderne Speicherlösungen Energie zu einem handelbaren Produkt machen – nicht nur zu einem Rohstoff. Dieser Wandel werde das Marktdesign, die Preisstrukturen und das Verhältnis von lokaler zu importierter Energie grundlegend verändern.
Prokopiev wiederholte, dass die Energiewende ein koordiniertes regulatorisches Umfeld, modernisierte Netze und schnellere Genehmigungsverfahren erfordert – unterstützt sowohl von nationalen Regierungen als auch von EU-Institutionen.
Europas entscheidendes Jahrzehnt
Aus allen Perspektiven zog sich ein zentrales Thema durch die Diskussion: Vernetzung – von Märkten, Infrastruktur und politischer Zielsetzung – bildet das Fundament der europäischen Energiezukunft.
Wenn Europa in Regulierung, Investitionen und Innovationen eine gemeinsame Linie findet, kann die Region ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken, strategische Autonomie ausbauen und ein widerstandsfähiges Energiesystem für die kommenden Jahrzehnte aufbauen.