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Martin Blum in einem dunklen Anzug und einem hellrosa Hemd mit lockigem Haar. Der Hintergrund ist ein weiches, verschwommenes graues Muster.

Die Welt hat sich verändert

Die Wahl von Donald Trump für eine zweite Amtszeit als Präsident am 5. November 2024 ist eine der folgenreichsten Wahlen seit mehr als 70 Jahren. Sie bedeutet wohl eine endgültige Abkehr der regel-basierten internationalen Ordnung sowie eine abrupte Änderung wie die US-Regierung ihre nationalen Interessen definiert. Aus der Sicht der Finanzmärkte rücken dadurch „Isolationismus“ und „Protektionismus“ auf der Liste der Einflussfaktoren deutlich nach oben.  

  • By Martin Blum
  • Market Trends
  • Risk Mitigation
  • Marketing communication

Dies hat drei wichtige Auswirkungen auf die Risikobetrachtung:

  1. (Noch) weniger vorhersehbare Märkte: Die Prognose von Wechselkursen und Zinsschwankungen war schon immer schwierig, aber mit der Einführung höchst unkonventioneller Politentscheidungen wird es nun umso schwieriger. Beispiel dafür sind die hohen effektiven Zölle, die die USA gegen sich selbst verhängt haben (es ist ungewöhnlich, dass politische Entscheidungsträger aktiv ihren eigenen Markt schädigen).  
    Generell ist zu bedenken, dass die Auswirkungen bestimmter geopolitischer Risiken quantitativ schwer zu bestimmen sind. Obwohl es zum Beispiel immer wahrscheinlicher erscheint, dass sich die Beziehungen der USA zu einigen ihrer globalen Partner verschlechtern könnten, ist es schwierig, die mittel- und langfristigen Auswirkungen auf die Märkte genau zu quantifizieren. Das indische Institut für Risikomanagement hat für solche „bekannten Unbekannten“ den Begriff „Black Jellyfish“-Risiko geprägt.  
  2. Erhöhte Makro-, Politik- und Marktvolatilität: Zusätzlich zu den weniger vorhersehbaren Reaktionen der politischen Entscheidungsträger besteht das erhöhte Risiko schneller politischer Veränderungen. Dies hat sich in letzter Zeit deutlich bei den nahezu täglichen Änderungen der US-Zollpolitik gezeigt, was sich sowohl auf die Genauigkeit makroökonomischen Prognosen als auch auf die Risikobereitschaft auswirkt, welche beide wiederum das Währungs- und Zinsniveau maßgeblich beeinflussen. 
Ein Balkendiagramm, das den Diffusionsindex der Inflationsunsicherheiten und -risiken zeigt, bewertet von FOMC-Mitgliedern von 2008 bis 2024.
Chart 1: Einschätzungen der FOMC-Mitglieder zur Unsicherheit im Zusammenhang mit der Prognose der Kern-PCE-Inflation. Bitte beachten Sie, dass vergangene Leistungen kein verlässlicher Indikator für zukünftige Ergebnisse sind.

3. Erhöhtes Risiko für extreme Marktergebnisse: Die vielleicht wichtigste Änderung für das Risikomanagement ist das erhöhte Risiko extremer Marktergebnisse. Dies bedeutet nicht, dass extreme Ergebnisse das wahrscheinlichste Szenario sind, sondern dass das Eintreffen der „Tail“-Risiken zunimmt. Ein zentrales Thema, das die Märkte beschäftigt, ist die Frage, ob die US-Notenbank stärker unter Druck geraten wird, eine lockerere Geldpolitik zu verfolgen als es die Inflationsaussichten realistischerweise zulassen. Dies und die Sorge, dass sich ein US-Handelskrieg auf Kapitalströme ausweitet, deutet auf zunehmende Tail-Risiken wie extreme Schwankungen der Währung und der US-Anleihe-Renditen hin. 

Weniger vorhersehbare und volatilere Märkte mit einem größeren Spielraum für extreme Marktergebnisse haben natürlich erhebliche Auswirkungen auf das Risikomanagement: 

  1. Hedge ratios: Erhöhte Marktvolatilität mit einem höheren Risiko von „Tail“-Events erfordert mehr Risikoabsicherung.
  2. Szenario-Analyse: Wenn Risiken weniger quantifizierbar sind, wird der Einsatz von Szenarioanalysen immer nützlicher. So kann beispielsweise untersucht werden, wie sich verschiedene Kombinationen, z. B. Glaubwürdigkeit der US-Notenbank und Protektionismus, auf die wichtigsten globalen Marktkennzahlen (EUR/USD, globale Renditen, Aktienmärkte usw.) auswirken könnten. Folglich kann man entsprechende Risikominderungsmaßnahmen gegeneinander abwiegen. Dies ist besonders relevant bei der Betrachtung von Bilanzrisiken.
  3. Risikoprämien: Absicherungskosten schwanken natürlich im Laufe der Zeit. Das aktive Management der Absicherungskosten (auch im Vergleich mit den fundamentalen Faktoren) kann den Entscheidungsträgern Aufschluss darüber geben, wann eine aggressivere Absicherung von Risiken angebracht ist. Ein Beispiel hierfür ist, dass ein Verlust der Glaubwürdigkeit der US-Politik sowohl die Attraktivität von EUR/USD-Hedge-Break-Evens erhöht, als auch die Logik hinter der Absicherung selbst verstärkt. Veränderungen in der relativen Form der USD/EUR-Renditekurve könnten sich ebenfalls auf Hedging-Entscheidungen auswirken, indem man beispielsweise die optimale Laufzeit von Hedges verlängert.
  4. Absicherung des Zinsrisikos: Die Beziehung zwischen den USD- und EUR-Renditekurven hat sich im Jahr 2025 – vor dem Hintergrund einer divergierenden geld- und fiskalpolitischen Glaubwürdigkeit – signifikant geändert. Dies zeigt sich am deutlichsten im Zusammenbruch der Korrelation der 10-jährigen Staatsanleihen-Swap-Spreads zwischen USA und Deutschland. Darüber hinaus hat sich die historisch hohe Korrelation zwischen langfristigen USD- und EUR-Terminzinssätzen ebenfalls verringert. Für die Absicherung des Zinsrisikos bedeutet dies, dass dem Management des längerfristigen Zinsrisikos (insbesondere des USD) sowie der „Basis“ zwischen verschiedenen Kurven mehr Bedeutung beigemessen werden sollte, da die historischen Beziehungen zwischen den Renditekurven aufbrechen können (sowohl innerhalb derselben Währung, z. B. US-Treasury vs SOFR-Swaps, als auch zwischen Währungen).
A line chart depicting the rolling 26-week correlation of week-on-week changes in 5y5y USD forwards and 5y5y EUR forwards from 2012 to 2024.
Chart 2: Die Korrelation zwischen USD- und EUR-Zinsswaps mit langer Laufzeit ist eingebrochen (Wochenveränderungen, 26-Wochen gleitende Korrelation). Bitte beachten Sie, dass vergangene Leistungen kein verlässlicher Indikator für zukünftige Ergebnisse sind.

5. Grundlegende Differenzen in den Devisenmärkten der Schwellenländer und CEE: In einer sich schnell ändernden globalen Ordnung ist es wahrscheinlich, dass die Märkte zunehmend zwischen den Ländern differenzieren, basierend auf: (i) den Auswirkungen von Änderungen in der US-Politik (z. B. hinsichtlich ihrer Exporte oder den politischen Beziehungen zu den USA), (ii) der wirtschaftlichen und politischen Flexibilität eines Landes, um auf Schocks der neuen US-Politik zu reagieren -> Dies gilt vor allem für die Wechselkurse der Schwellenländer und CEE, da Länder mit einer größeren wirtschaftlichen Abhängigkeit von den USA und wenig innenpolitischem Spielraum besonders anfällig sind.

Zusammengefasst: Signifikante Veränderungen in der wirtschafts- und sicherheitspolitischen Ausrichtung der USA haben sowohl kurz- als auch langfristig erhebliche Auswirkungen auf die globalen Märkte und die Risikobetrachtung. Um mit einem Zitat von EZB-Präsidentin Lagarde vom 17. April zu schließen: „Wir leben nicht in einer schockfreien Welt, das ist sicher.“ 

Martin Blum

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