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Valerie Brunner, RBI-Vorstandsmitglied
Valerie Brunner, RBI-Vorstandsmitglied

Banken inmitten geopolitischer Veränderungen

Valerie Brunner, RBI-Vorstandsmitglied, spricht über die Rolle einer Bank in Hinblick auf globale Herausforderungen.


  • By Christof Danz
  • Market Trends

Frau Brunner, seit November 2023 verantworten Sie das Kommerzkundengeschäft der Raiffeisen Bank International. Welche Schwerpunkte haben Sie sich gesetzt?

Wir sind als klassische Relationship-Bank eng mit unseren Kunden verwoben. Daher ist es nicht überraschend, dass ich mich sehr intensiv mit den Themen und Fragestellungen beschäftige, die für unsere Kunden in den kommenden Jahren von entscheidender Bedeutung sein werden. Dies sind aus meiner Sicht drei Megathemen: die grüne Transformation der Wirtschaft, die Digitalisierung und das neue geopolitische Umfeld. Es muss unser Anspruch sein, unseren Kunden auf diesen Feldern überzeugende Produkt- und Beratungsleistungen anbieten zu können.

Valerie Brunner
Valerie Brunner, RBI-Vorstandsmitglied verantwortlich für CIB Customer Coverage. Bild von eap.at

Welches dieser Themen hat für Sie die höchste Relevanz?

Wir dürfen keinen dieser Megatrends vernachlässigen - zumal sie ja nicht völlig isoliert voneinander zu betrachten sind. Wenn ich einen dieser Megatrends herausgreifen muss, würde ich aufgrund der aktuellen Ereignisse die Geopolitik nennen. Eine zentrale Herausforderung stellt in diesem Zusammenhang für Unternehmen und Banken die Neuausrichtung der globalen Lieferketten dar. Bereits die Covid-Pandemie hat ihre Verletzlichkeit vor Augen geführt. Damals ging es vor allem um Lieferengpässe aufgrund von Fabrikschließungen in Asien. Mit der militärischen Bedrohung von bedeutenden Handelswegen ist nun eine weitere Dimension hinzugekommen. Unternehmen müssen sich mehr denn je die Frage stellen, ob ihre Lieferketten robust sind, ob sie diese stärker als bislang diversifizieren müssen und ob sie nicht eventuell Nearshoring von entscheidenden Bestandteilen der Lieferketten in Betracht ziehen sollten.

Welche Konsequenzen müssen Unternehmen und Banken aus diesen Entwicklungen ziehen?

Die kontinuierliche Analyse und Bewertung dieser Risiken müssen zum festen Bestandteil der Steuerung von global ausgerichteten Unternehmen und Banken werden. Traditionell sind Banken sehr gut aufgestellt, was die Bewertung von wirtschaftlichen Risiken angeht. Hier können sie auf einen breiten Fundus an Daten und Erfahrungen zurückgreifen. Wir Banken haben eine sehr gute Vorstellung davon, was es für einen Industriesektor bedeutet, wenn sich bestimmte makroökonomische Indikatoren verschlechtern. Wir müssen zukünftig noch besser verstehen, welche geopolitischen Entwicklungen die Lieferketten unserer Kunden bedrohen könnten. Mehr noch, wir müssen unsere Kunden aktiv bei der Diversifizierung ihrer Lieferketten unterstützen. Sei es beispielsweise durch die Finanzierung von neuen Produktionsstätten. Wir müssen als Bank nicht selbst in jedem Land vor Ort sein, in dem unsere Kunden zukünftig produzieren möchten, aber wir müssen geeignete und flexible Trade- und Export Finance Instrumente entwickeln sowie über Korrespondenzbankbeziehungen zu vertrauenswürdigen lokalen Banken verfügen – und zwar bereits bevor unsere Kunden dorthin expandieren. Um es mit der kanadischen Eishockey-Legende Wayne Gretzky zu sagen: „Wir müssen dorthin laufen, wo der Puck sein wird, nicht dorthin, wo er war“.

Welche Rolle kann die CEE-Region in diesem neuen geopolitischen Umfeld einnehmen?

Wir schlagen als RBI sowohl die Brücke für Unternehmen, die in unsere Heimatregion CEE investieren, als auch für die Unternehmen aus unserer Heimatregion, die in die weite Welt expandieren möchten. Ich glaube, dass CEE nach wie vor ein attraktiver Investitionsstandort mit einer hohen Wettbewerbsfähigkeit ist. Insbesondere die EU-Osterweiterung vor 20 Jahren hat vielen Ländern in der Region einen enormen Schub gegeben. Die Region hat ihr Potential aber noch nicht voll ausgeschöpft und kann aufgrund der geopolitischen Entwicklungen sogar noch an Attraktivität gewinnen. Stichwort „Nearshoring“ mit den damit verbundenen positiven Auswirkungen auf die Beschäftigung von lokalen Mitarbeitern und Zulieferbetrieben.

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