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Ein glatzköpfiger Mann im beigefarbenen Anzug steht inmitten üppiger tropischer Pflanzen und interagiert mit einem digitalen Bildschirm. Auf dem Bildschirm ist eine Frau in einem professionellen Umfeld zu sehen, was einen Kontrast zwischen Natur und Technologie schafft. Das lebendige Grün des Blattwerks dominiert die Szene und sorgt für eine natürliche, eindrucksvolle Atmosphäre.

Nachhaltigkeit mit Wirkung: Warum Sustainable Finance mehr als eine Modeerscheinung ist

Was sind nachhaltige Finanzierungen, welche Bedeutung haben sie für Kunden und welche konkreten Produkte, Lösungen und Initiativen tragen dazu bei, Nachhaltigkeit in Ihr Tagesgeschäft zu integrieren? Markus Ecker, Leiter Sustainable Finance bei der RBI, gibt im folgenden Interview wertvolle Einblicke.

  • Nachhaltigkeit
Markus Ecker trägt einen marineblauen Anzug mit leuchtend roter Krawatte und weißem Hemd. Der Hintergrund ist neutral gehalten und betont die professionelle Kleidung. Das Bild vermittelt eine geschäftliche oder formelle Stimmung, passend für Business-Kontexte.

1. Könnten Sie kurz erklären, was nachhaltige Finanzierungen bzw. Sustainable Finance für die RBI bedeutet?

Für uns bei der RBI sind nachhaltige Finanzierungen eine strategische Priorität über alle Kundensegmente, ob Privatpersonen, kleine und große Unternehmen, Finanzinstitute oder Länder. Wir wollen unser Geschäft mit ökologischen und sozialen Verpflichtungen in Einklang bringen und gleichzeitig unsere Kunden bei ihrem Transformationsprozess unterstützen. In den letzten Jahren haben wir eine Vielzahl ESG-bezogener Transaktionen durchgeführt, viele grüne Anleihen emittiert, den CO2-Fußabdruck von Privatkunden in mehreren Ländern berechnet, ESG-Richtlinien eingeführt, sektorale Strategien entwickelt und ein ESG-Bewertungsmodell zur Risikobewertung erstellt. Derzeit arbeiten wir an unserer neu entwickelten Übergangspolitik, um unsere finanzierten Emissionen bis 2030 schrittweise zu reduzieren.

2. Welche konkreten nachhaltigen Finanzprodukte und -lösungen bietet die RBI derzeit an?

Wir bieten unseren Firmen- und institutionellen Kunden eine Reihe von Beratungsdienstleistungen, um die richtigen nachhaltigen Finanzierungsinstrumente für ihre individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten zu finden. Auf dieser Grundlage entwickeln und strukturieren wir Green, Social und Sustainable Bonds, an ESG-KPIs gekoppelte Anleihen, Kredite, Schuldscheindarlehen und Garantien. Darüber hinaus beraten wir Kunden bei der Verbesserung ihrer ESG-Performance und ihrer ESG-Ratings. 

Im Privatkundengeschäft haben wir die Bedürfnisse unserer Kunden zum Mittelpunkt unserer Klima- und Umweltstrategie gemacht. Gemeinsam mit unseren Netzwerkbanken und dem Privatkundenteam in unserem Headoffice in Wien konzentrieren wir uns auf Lösungen, die sowohl das finanzielle Wohlergehen als auch einen nachhaltigeren Lebensstil fördern. Ein Beispiel dafür ist RaiCare, eine Gruppenlösung, mit der Kunden ihre Finanzen besser verwalten können. Sie erfasst Einnahmen und Ausgaben, hilft bei der Vorbereitung auf unerwartete Ausgaben, prognostiziert zukünftige Finanztrends und bietet monatliche Berichte, um den Überblick zu behalten. Zusätzlich haben wir ein Tool in das tägliche Bankgeschäft integriert, das den CO2-Fußabdruck berechnet. Damit erhalten Kunden einen klaren Überblick über ihre CO2-Emissionen und praktische Berichte, um ihre Umweltbelastung zu reduzieren. Mit diesen Lösungen zeigen wir, wie wir finanzielle Gesundheit mit Klimaschutzmaßnahmen verbinden, um gemeinsam mit unseren Kunden eine bessere Zukunft aufzubauen.

3. Welche Rolle spielen Green Bonds und Social Bonds im Produktportfolio der RBI?

Eine zentrale Rolle, da diese Anleihen Nachhaltigkeit direkt mit geschäftlichen Vorteilen verbinden. Bei der RBI sind wir stolz auf unsere Vorreiterrolle bei der Emission von Green Bonds, also grünen Anleihen, für institutionelle und private Anleger in Österreich. 2018 haben wir unser Emissionsprogramm für Green Bonds gestartet, um die Vergabe von nachhaltigen Krediten in Österreich und Zentral- und Osteuropa (CEE) zu fördern. Grundlage dafür ist unser Green Bond Framework, das wir im selben Jahr eingeführt haben. 2023 haben wir diese Initiative mit einem neuen Sustainability Bond Framework ausgeweitet. Damit können wir je nach Bedarf grüne, soziale oder Nachhaltigkeitsanleihen (Green, Social, Sustainable Bonds) emittieren.

Außerdem haben wir aktiv die Entwicklung nachhaltiger Anleihemärkte in der gesamten CEE-Region gefördert. Wir haben lokale Banken in Tschechien, Ungarn, Kroatien, Rumänien und der Slowakei bei der Emission ihrer ersten Green bzw. Sustainability Bonds begleitet. Das hat uns, zusammen mit unseren lokalen Banken, 2024 zum größten Emittenten von grünen Anleihen in der Region gemacht.

Neben der Emission eigener Anleihen wollen wir unsere Kunden bei jedem Schritt auf dem Weg zur Emission von grünen, sozialen oder Nachhaltigkeitsanleihen mit unserer Erfahrung beraten und begleiten. Ein Beispiel für dieses Engagement ist unsere Rolle als ESG-Koordinator und Bookrunner für die erste Nachhaltigkeitsanleihe des Bundeslandes Niederösterreich im Jahr 2024 – die erste Emission dieser Art durch ein österreichisches Bundesland.

Konzeptuelle Illustration eines modernen urbanen Bauwerks mit geometrischen Elementen. Das Design umfasst ein Gebäude mit Solarpanels, eine Treppe und zylindrische Formen mit einem grünen Aufwärtspfeil. Die Szene ist minimalistisch gehalten, mit klarem weißen Hintergrund und lebendigen Akzenten.

4. Was sind die Stärken der RBI im Bereich Sustainable Finance?

Eine unserer wichtigsten Stärken ist das geballte Wissen unserer Sustainable-Finance-Abteilung, die vielfältige Themen und Fachkenntnisse kombiniert. Unser Team ist ein lebender Beweis für die Kraft der Vielfalt und vereint Menschen mit 14 verschiedenen kulturellen Backgrounds, die 17 Sprachen sprechen. Mit dieser Konstellation können wir Synergien und interdisziplinäre Kompetenzen effizient nutzen. 2019 haben wir das ESG Ambassador Network ins Leben gerufen, mit dem wir das Nachhaltigkeits-Know-how innerhalb der Netzwerkbanken in der CEE-Region fördern. Unser Sustainable-Finance-Team koordiniert dieses Netzwerk aus Vertreterinnen und Vertretern jeder Netzwerkbank und sorgt für einen konsistenten und einheitlichen Ansatz innerhalb der Gruppe und über alle Geschäftsbereiche und bietet eine wichtige Plattform für den Austausch von Informationen und Best Practices.

Den Erfolg dieses integrierten Ansatzes sieht man an den zahlreichen Transaktionen im Bereich der nachhaltigen Finanzierung mit unseren österreichischen und internationalen Kunden. Außerdem sind wir stolz auf zahlreiche Auszeichnungen, die unser kontinuierliches Engagement für nachhaltige Finanzierungen würdigen. So wurde die RBI beispielsweise im Jahr 2025 vom Global Finance Magazine mit fünf Sustainable Finance Awards und zwei ESG-spezifischen Auszeichnungen auf der 34. Jahrestagung der EBRD (Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung) in London geehrt. Im Privatkundengeschäft sehen wir Innovation als Schlüssel zum Erfolg. Daher sind wir sehr stolz darauf, dass wir den Global Banking & Finance Review Award für die „innovativste ESG-Initiative” in der CEE-Region erhalten haben. 

5. Welche Entwicklungen erwarten Sie in den kommenden Jahren im Bereich der nachhaltigen Finanzwirtschaft?

Nachhaltige Finanzierungen sind nicht mehr wegzudenken! Eine positive, nachhaltige Entwicklung ist für das langfristige Wachstum unserer Kunden und der RBI von entscheidender Bedeutung. Es wird jedoch kein einfacher Weg sein. Eine große Herausforderung besteht darin, dass für den Übergang erhebliche Investitionen erforderlich sind, die keine höheren Erträge oder niedrigeren Kosten garantieren. Normalerweise sind diese für einen positiven Business Case unerlässlich. Wir beobachten, dass ESG-Risiken und die allgemeine Nachhaltigkeitsleistung von Kreditnehmern und Emittenten wichtiger denn je werden. In diesem Zusammenhang ist die Übergangsfinanzierung ein entscheidender Faktor – insbesondere für emissionsintensive Sektoren, die Unterstützung bei der Dekarbonisierung benötigen. Der Clean Industrial Deal der EU sowie ähnliche Initiativen anderer Länder dürften diesen Wandel weiter beschleunigen und Kapital für Klimaschutzmaßnahmen und soziale Auswirkungen erfordern.